Freitag, 7. März 2014

Aufschieberitis Teil 1



Wie viele Schriftsteller. Ach, machen wir es eine Nummer allgemeiner: Wie viele Menschen bin ich ein Könner in der Kunst des Aufschiebens. Wird es besser mit der Zeit? Nein, fast habe ich den Eindruck, dass es schlimmer wird. Auf die übliche Klage möchte ich nicht verzichten: Wir leben in einer Zeit ständiger Ablenkung durch Tweets, Facebook, Google+ und E-Mails. Werden abgelenkt, von Flüchtigkeiten, die sich als Bedeutsamkeiten aufplustern. Bei all den wichtigen Trivialitäten, die ohne Unterlass heranströmen, ist es ein Wunder, dass ich, dass irgendjemand überhaupt etwas zustande bringt.

Ich habe jetzt beschlossen, die Sache von der Seite her zu sehen und sage mir zur Beruhigung: Das Aufschieben ist ein bedeutsamer Aspekt des Schreibvorgangs - und nicht nur für mich. Wie sonst könnte man erklären, dass immerzu Meldungen mit dem Motto hereintrudeln, warum Schreiberlinge die schlimmsten Aufschieber sind.


Der sich viral verbreitende Artikel „There’s no success like failure and that failure’s no success at all“ von Bob Zimmerman hat viele Schriftsteller nicht kalt gelassen - zumindest die Autoren, die ich kenne. Eigentlich ist das verwunderlich, denn im Artikel geht es weniger ums Schreiben als um die Bereitschaft zum Misslingen. Es geht darum, Risiken einzugehen und nicht davor zurückschrecken, sich lächerlich zu machen, wenn man Neues sucht. Und genau darum geht es ja auch beim Schreiben. Und deswegen kann die Aufschieberei ein wirkungsvolles und kreatives Instrument sein.


Ist es denn nicht Narretei, was wir tun? Wenn man darüber nachdenkt? Etwas aus Nichts zu schaffen, eine Geschichte zu spinnen und vom Leser zu erwarten, dass er seine Zeit hergibt, um mit uns ein Hirngespinst zu teilen, einen Traum, ein Gespräch, den Augenblick zu ergreifen, bevor er entschlüpft. In jedem Krimi, auch in meinen, wird der Leser dazu genötigt, wenn nicht seinen Verstand abzugeben, dann doch bereitwillig seine Skepsis beiseitezulegen.


Viele Schriftsteller werden dann doch irgendwie fertig, wenn der Abgabezeitpunkt heranspringt. Ihre Angst nichts zu haben, ist so groß, dass sie die Angst akzeptieren, nur Mist vorlegen zu können.


Und noch etwas speist die Aufschieberei. Das Aufschieben ist ein notwendiger Teil des Tuns, ist eine Art, mit dem Unbehagen umzugehen, wenn wir unsere gefolterte Seele auf eine Seite spannen. Die Aufschieberitis ist eine Strategie (unbewusst oder auch nicht), um Furcht und Feigheit zu mildern.


Fortsetzung folgt


Die letzte Lektion (Krimi)

Lehrer werden in die ewigen Ferien geschickt.

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