Mittwoch, 19. März 2014

Anfang der Geschichte „Vollendetes Glück“




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Anfang der Geschichte „Vollendetes Glück

In der Ferne eine flackernde Laterne. Jetzt gibt sie auf, hat den Kampf verloren mit der Nacht, dachte Katharina, doch dann flammte sie wieder auf. Blödes Taxi. Seine bonbonroten Rückleuchten brannten Löcher in die spiegelnde Dunkelheit des Straßenschachts.
Auf Gummibeinen kannst du nun nach Hause wackeln.
Noch einmal leuchtete die Laterne auf, heller als zuvor. Wie tausend Sonnen, dachte sie und kicherte.
Die Dächer glitzerten im Mondlicht, silbrige Streifen und schiefe schwarze Risse. Ist wie Wassertreten auf diesen weichen Beinen. Katharina Goschel, noch Modedesignerin, doch bald Modediva, strauchelte durch die spiegelnasse Nacht.
Sie pustete eine schwarze Strähne aus ihrem linken Auge. Vergeblich. Sie fiel ins Gesicht zurück. Lächelnd ließ sie ihr den Willen, ihrer Glückssträhne.
Zuerst war es nur eine normale Mail gewesen, wie Katharina sie alle Tage bekam. Doch im Postskript steckte glückliche Sprengkraft. Benjamins Nachträge waren geschliffene Lichtstrahlen. Das erste Postskript war die banalste Formulierung, die man sich vorstellen konnte. Aber was lag an der Form, der Inhalt zählte. „Willst du mich heiraten?“, lautete die knappe Frage.
„Du spinnst“, hatte sie geantwortet. Aber dann, als sie sich trafen, war es ihm todernst. War richtig poetisch der Grund, weshalb Benjamin sie heiraten wollte. Eine Haarsträhne hatte sich kürzlich in ihrer Wimper verfangen, zuckte auf und ab mit jedem Wimpernschlag. Das war der Anlass, weshalb Benjamin, Halbgott Benjamin, sich in sie verliebt hatte. „Benjamin du spinnst“, hatte sie gelacht. Stammelte dann doch tatsächlich was von Liebe und müssten ein Ende haben diese rastlosen SMS-Nächte. Dass es wirklich vorbei sei mit Eva, die viel zu alt für ihn und zu launisch und zu unstet und zu gegenwärtig sei, verloren, für immer ein SMS-Junkie auf der Suche, ob sich nicht noch etwas Besseres fände in Nächten, die überliefen vor Geilheit und Geschwätz.
Aber Kathy du bist betrunken… Ach was, benommen vor Glück.
Diese Nächte sind nun bald vorbei, in denen du allein loszogst, denn Verabredungen gehörten zu früheren Jahrhunderten. Nur mit dem Handy bewaffnet, stürzt du in die Stadt und wartest auf den erlösenden Anruf. Dass Lena weiß, wo was los ist. Und wenn du dort bist, wartest du auf die nächste SMS, die dir von einem Ereignis berichtet, wo es gewaltig abgeht, dann aber nur noch tote Hosen herumhängen, wenn du ankommst, was nicht weiter schlimm ist, denn unterwegs in der U-Bahn hast du zwei weitere SMS bekommen. Schienen nur schwache Alternativen, aber dann retten sie dir die Nacht.
In einer Woche ist das passé, dann sind wir verheiratet und betreiben Event-Surfen nur noch aus Jux und Jokus. Ja, so soll es geschehen. Nur noch einmal im Monat zur Abwechslung vom Glück in unserer neuen Wohnung. Dableiben oder woanders hin, ist nicht mehr die Frage. Keine Suche mehr nach dem Unauffindbaren. Nur noch lange Abendessen aus Glück und Gelächter und lange Nächte, ja, auch lange Nächte, in denen wir uns kullern vor Liebe. Aufbäumen werden wir uns in spiegelbildlicher Harmonie, tief in mir sein pulsierendes Stück Glück. Sie kicherte leise: du Glücksstück.
Bist eine Romantikerin Kathy, na und, schließlich bin ich nicht nüchtern, da darf ich es doch wohl sein.
Sie erinnerte sich, wie er unter ihrem Ärmel die blasse Impfnarbe geküsst hatte. Und nun taperte sie heimwärts auf lustigen Beinen, benebelt von zu viel Glück und Tequila. Von der anderen Seite der leeren Straße klack-klackerte das Echo ihrer Schritte herüber, verstummte aber augenblicklich, als sie um die Ecke bog, wo Ceyhun wie immer mit Schürze und braunem Schädel in seiner Döner-Bude stand und ihr zurief, in einem zärtlich vogelartigem Flöten: „einen Döner, iss einen Döner gegen den Kater, Kathy.“ Es war ein Spiel.
Katharina empfand eine Art von köstlichem Mitleid mit dem Hammelfleisch und dem bonbonroten Löchern in der Dunkelheit. Ein Songfetzen waberte aus seiner Bude: „… another yellow moon has punched a hole in the night-time mist…”
Sie musste lachen, laut in den Nachthimmel lachen, als sie sich für einen Moment auf eine Bank setzte, die aus tiefem Schlaf aufschreckte. Benjamin, Benjamin, du göttlicher Wimpernschlag.
Katharina lachte noch immer leise vor sich hin, als sie die Treppen zu ihrer Wohnung hinauf stieg. Sie erreichte den Treppenabsatz, hob ihren Fuß versehentlich noch einmal, der krachend niederkam. Mit beschwipsten Fingern suchte sie nach ihrem Schlüssel in der Tasche, stapelte alles auf ihre linke Handfläche, bis ihr Handy einen Fluchtversuch unternahm und die Stufen hinunterklackerte. Kathy hielt ihren Atem an und lauschte. Sie dachte das Handy würde mit elegantem Schwung die Kurven der Treppe nehmen und den ganzen Weg hinunter rattern bis in den Eingangsflur. Aber das rhythmische Klack-Klacken stoppte abrupt. Ist auf einer Stufe liegen geblieben. Sie grinste, fasste erleichtert nach dem Geländer (der Tequila zwitscherte in ihrem Kopf) und tappte sorgfältig die Treppe hinunter, bis sie das flüchtige Ding gestellt hatte.
Oben öffnete sich die Tür zum Treppenabsatz. Sylvia, halb-nackt, mit Pfefferspray in der Hand, blinzelnd, ihre Haare ein schläfriger Sturm, kam heraus und rief laut flüsternd: „Bist du das, Kathy?“ Licht hüpfte die Treppe hinab, jeweils ein kurzes Besinnen, bevor es zum nächsten Absatz sprang.
Kathy, keuchend und froh, kletterte die Stufen wieder hinauf, dicht gefolgt von einem buckligen Schatten auf der Wand. Aber gänzlich unbemerkt von ihr, denn bekanntlich ist es immer ein schlimmes Zeichen, wenn Schatten die Treppe hochschleichen.
„Was machst du für einen Lärm“, sagte Sylvia, schon in ihrer gemeinsamen Wohnung.
„Nein, nein Sylvi…, ich bin so glücklich…“
„Wie viel hast du gehabt? Deine Hand ist dreckig…“
„…so verdammt glücklich… Ah, das tut gut…das Wasser ist freundlich und kalt. Hast du mir eigentlich schon gratuliert? Alle sind neidisch. Mehr Wasser, ich springe unter die Dusche.“
„Hast du vergessen, wie vernarrt er war in Eva, die abenteuersüchtige Eva. Sei ihr zu öde und zu eng und schon war sie weg.“
„Stopp, wen interessiert das denn? Du verstehst nichts... Wir heiraten nächste Woche...“

Taten ohne Täter


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